Löcher und Erdhaufen: Wer hat denn hier gegraben?

Am Waldrand zwischen Friolzheim und Heimsheim sind viele große Löcher im Boden zu finden. Doch wer steckt dahinter? Das erfahren wir im Entdeckertipp von Heckengäu-Naturführerin Ute Klink aus Tiefenbronn.

„Die vielen Erdlöcher mit den großen Erdhaufen davor sind eine der Entdeckungen, die wir mit den Teilnehmern an unseren Naturführungen im Heckengäu gerne aufsuchen“, erzählt Ute Klink. „Dann stellt sich die Frage, wer hier gegraben hat und ob jemand darin wohnt.“

Sind die Löcher teilweise verschüttet oder hängen gar Spinnweben davor, ist der Bau sicherlich schon länger nicht mehr genutzt worden. Findet man allerdings große Erdhaufen mit frischem Aushub vor den Löchern, ist der Bau „befahren“. So nennen das die Jäger in ihrem Sprachjargon. Liegen vor dem Bau und in der Umgebung jedoch Knochen- oder Federreste und riecht es zudem etwas streng, dann lässt das auf den Fuchs als Bewohner schließen. Ist es hingegen um den Bau herum sauber und entdecken wir noch Kot in kleinen Erdgruben, handelt es sich um den ordentlichen Dachs. Oft leben aber Dachs und Fuchs im selben Bau und vertragen sich gut. Die meisten Baue, vor allem die sehr großen mit vielen Eingängen, gräbt Meister Grimbart, der Dachs.

Im Waldboden, oft gegen Süden ausgerichtet und in leichter Hanglage, gräbt sich das Raubtier aus der Familie der Marder seinen Unterschlupf mit Ein- und Ausgängen sowie zahlreichen Luftzufuhrkanälen. Dachsbauten können viele Jahrzehnte alt sein und enorme Ausmaße annehmen. Sie sind auf unterschiedliche Etagen verteilt und jede Generation fügt weitere Wohnkammern hinzu – das unterirdische Netz verzweigt sich mehr und mehr. Es wurden schon Exemplare mit bis zu 50 Kammern und einem knapp 900 Meter langem Tunnelsystem entdeckt. Dass Dachse hervorragende „Buddler“ sind, zeigt auch die erstaunliche Bodentiefe ihrer Wohnkessel, die etwa fünf Meter unter der Erdoberfläche liegen. Die ausgeworfene Erde wird burgähnlich um den Eingang herum angeordnet, so entsteht ein hervorragender Sichtschutz mit einer Rutschrinne. Die Öffnungen sind oft lose mit Ast- und Blattwerk bedeckt.

In früherer Zeit hatte der Dachs durchaus große Bedeutung für den Menschen, sein Fleisch wurde verspeist, wertvoller war noch sein Fett. Das ausgelassene Schmalz aus seinem Gewebe wurde als Mittel gegen Rheuma benutzt. Dachshaare fanden Verwendung für Bürsten oder Zeichenpinsel. Noch heute werden hochwertige Rasierpinsel aus Dachshaaren hergestellt, auch einen feschen Jägerhut schmückt mitunter ein Dachsbart. Gezähmte Dachse wurden selbst zur Jagd, wie Dackel, als Stöbertiere eingesetzt. Bis in die 1970er Jahre hinein begaste man Fuchsbauten, um die Tollwut zu bekämpfen. Dadurch ging auch der Dachsbestand erheblich zurück. Das ist heute streng verboten, so dass sich der Bestand wieder erholen konnte. Trotzdem muss man Glück haben, um einen Dachs zu erblicken. Die scheuen Tiere verkriechen sich lieber in abgelegene Ecken des Waldes.

„Wer aufmerksam in der Natur unterwegs ist, kann in seiner Gegend eher die Löcher und Erdhaufen als Meister Grimbart selbst entdecken“, sagt Ute Klink. „Es gibt sie überall im Heckengäu, bevorzugt am Waldrand – so auch zwischen Friolzheim und Heimsheim.“